... logisch, das Pflanzen, Pulver und Elexiere, die den mühsam unterdrückten Geschlechtstrieb anstacheln, verteufelt und als übelster Aberglaube verboten wurden. Das Wissen von der stimulierenden Wirkung bestimmter heimischer Pflanzen war aber pikanterweise oft gerade in den Kräuterbüchern der Klöster zu finden: Alles, was die Brüder hätte scharfmachen können, wie zum Beispiel Petersilie und Senf, kam nicht auf den Tisch und wurde im Klostergarten nur zu Heilzwecken angebaut. Hilfe oder Nachhilfe in Sachen Sex gab es nur im gesellschaftlichen Abseits, bei den Hexen und Alchimisten. Sie retteten das Know-how der Kelten, Römer und Germanen über das Mittelalter hinweg und entwickelten es weiter. Verfolgt von den Hexenjägern der Kirche konnten die heilkundigen Frauen oft nur im Geheimen praktizieren. Traditionelle Mixturen und Rituale erklärte die Kirche zu Teufelswerk, und damit kamen jede Menge Schauermärchen auf. So wurden Potenzmittel angeblich aus Menschenfett, Leichenteilen, Kinderblut und Teufelsdreck gebraut. Wen wundert es da, dass wir Aphrodisiaka heute immer noch belächeln und gerne als Unfug oder Aberglaube abtun?

Das, was im Westen zum Thema Aphrodisiaka überliefert ist, erinnert an einen bunten, exotischen Flickerlteppich: ein wildes Durcheinander von Rezepten und Mixturen aus den verschiedensten Zeiten und Kulturen, die Händler und Reisende im Laufe der Jahrhunderte aus allen Ecken der Welt nach Europa mitgebracht haben.

Weil die meisten Mittel fremden Kulturkreisen entstammen und aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen sind, empfinden wir viele Praktiken als unverständlich, skurril oder sogar ekelerregend. Wozu soll man ein Pulver aus Hirschphallen oder Rhinozeroshorn schlucken, Froschkonzentrat einnehmen oder einen Einlauf aus dem gekochten Kopf einer Ziege über sich ergehen lassen? Auch der Gedanke an Ginsengtee mit Schlangenfleisch und Drachenknochen turnt uns nicht unbedingt an.

In anderen Kulturen haben Liebesmittel immer ein positives Image gehabt. Anders als heute, ging es beim Gebrauch von Aphrodisiaka früher nicht nur um das Drama der männlichen Impotenz oder die Optimierung der Lust, sondern auch um die Nöte wie Unfruchtbarkeit, unerwiderte Liebe oder gegenseitige Abneigung in einer erzwungenen Ehe. Wenn ein Mann keinen Erben zeugen konnte, bedeutete das nicht nur einen Schlag für sein Ego, sondern auch für seinen sozialen Status. Die Altersversorgung war nicht gesichert, und die Umgebung nahm an, dass er durch böse Taten den Fluch der Götter auf sich gezogen hatte.

Jede Kultur hat die Sexualität aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und ihr einen jeweils unterschiedlichen Stellenwert zugeordnet. Entsprechend vielfältig sind auch die Funktionen der verwendeten Aphrodisiaka. In China beispielsweise sind "Lenzmittel" wie Ginseng ein Teil der traditionellen Medizin. Die Wurzel, welche ähnlich wie die Alraunenwurzel an eine Menschengestalt erinnert, wird vorbeugend eingenommen, um die sexuellen Fähigkeiten ein Leben lang zu erhalten. Denn wenn die Sexualität nicht stimmt, geraten die Energien von Yin und Yang aus dem Gleichgewicht, und der Mensch wird anfällig für Krankheiten. Im Unterschied zur westlichen Apparatmedizin, die nur körperliche Defekte heilen will, denkt die traditionelle chinesische Medizin ganzheitlich und versucht die körperliche, seelische und geistige Gesundheit so lange wie möglich zu erhalten.

Bei den Indern hat die Sexualität spirituelle Dimensionen und damit religiöse Züge. Im Klartext heißt das, beim Sex wird kräftig gekifft. Die Hippis haben diese Praxis auf ihren Indientrips neu entdeckt und in den Westen eingeführt. Durch die bewußtseinserweiternde Wirkung der Hanfpflanze erlebt ein Paar die Extase als etwas Größeres. In der Literatur finden sich dafür so blumige Formulierungen wie "die Mysterien des Universums enthüllen sich". Bei den langen tantrischen Ritualen, die dem Akt vorrausgehen, werden viele verschiedene Aphrodisiaka verwendet, um Körper und Seele mit dem Universum in Einklang zu bringen. Erotische Duftstoffe wie Moschus und Ambra reizen Sinne, aphrodisische Speisen, zum Beispiel Fisch und Gewürze, stärken den Körper, ein Glas Wein enthemmt und entfacht das Feuer der Leidenschaft.

In Westafrika hatte das "Potenzholz" des Yohimbaumes eine wichtige Funktion. Für die Stammeskulturen bedeutete Potenz soviel wie Macht, da ein Häuptling so viele Frauen wie möglich mit seinen Genen versorgen mußte, teilweise sogar in aller Öffentlichkeit. Wenn der Stammesfürst schlapp machte, reichte ihm der Medizinmann ein Zaubermittel, das aus der Rinde des Yohimbaumes gebraut wurde. So konnten die Männer mehrere Tage durchhalten - die Fruchtbarkeitszeremonien sollen angeblich länger als eine Woche gedauert haben ^^. Wahrscheinlich stammt daher der Mythos von der Superpotenz der schwarzen Männer.

Wie sieht es nun mit der Wirkung aus - funktionieren Aphrodisiaka tatsächlich? Oder spielen bei der Anwendung all der Pillen, Salben und Elexiere Einbildungskraft und Wunschdenken die entscheidene Rolle? Die Frage läßt sich so leicht nicht beantworten. Die Palette der Liebesmittel reicht von handfesten Drogen wie Opium und Kokain über giftige Nachtschattengewächse bis hin zu harmlosen Kräutern, Gewürzen und Nahrungsmittel. Bei den schweren Geschützen sind die Inhaltsstoffe bekannt, ihre Funktionen lassen sich erklären, die aphrodisische Wirkung gilt als erwiesen - sofern man selbst Sex will und das Drumherum stimmt. Allerdings hat alles, was im medizinischem Sinn "wirkt", auch Nebenwirkungen, und bei manchen Mitteln bezahlt man den kleinen Kick mit Abhängigkeit, Abstumpfung oder einem Horrortrip!

Seit die Naturmedizin rehabilitiert wird und die Wissenschaftler der Pharmafirmen durch den Urwald ziehen, um Medizinmännern und Schamanen gegen harte Dollar ihre Geheimnisse zu entlocken, sind auch Aphrodisiaka wieder im Kommen. Wissenschaftler aus den Bereichen der Biochemie und der Ethnopharmakologie untersuchen inzwischen Gemüse, Früchte, Kräuter und Meeresiere auf Inhaltsstoffe und Wirkung...

Die ultimative Wunderpille, die Männer und Frauen jederzeit scharf und potent macht, existiert bisher nicht. Sie wird wohl auch in absehbarer Zeit nicht entdeckt werden. Dazu sind die menschlichen Sexualfunktionen viel zu kompliziert und störanfällig. Wenn Körper oder Seele gegensteuern, dann greifen weder harte Drogen noch Chemie!

Liebesmittel können aber sehr wohl den erotischen Genuß steigern. Die klassischen Scharfmacher sensibilisieren die Sinne und stimulieren die Phantasie. Bestimmte Rituale und schöne Inszenierung machen aus dem simplen Beischlaf ein erotisches Abenteuer, allerdings nur, sofern sich beide Partner darauf einlassen. Wer gestresst und hektisch zu einem Rendezvous hetzt und zwei Dutzend Austern herunterschlingt, wird vergeblich auf die Wirkung warten, weil der Organismus physisch und psychisch nicht auf Liebe eingestellt ist. Sobald Körper und Seele dagegen entspannt sind, können ein Liebesmahl, ein prickelnder Drink oder ein duftendes Bad ungeheuer erotisierend wirken - einen Versuch ist es allemal wert! :)

 

 

Tropfen, Pillen und Hexenkräuter

 

Bunte Schachteln mit verheißungsvollen Bezeichnungen wie Orgasmuscreme und Enthemmungstropfen sind in Drogerien, Versandhandlungen und Sexshops ein Dauerbrenner. Rund 13 Millionen Euro geben die Deutschen im Jahr dafür aus. Im Volksmund heißen diese Präparate Potenzmittel, die Hersteller bezeichnen sie dagegen als Sexualtonikum, Stärkungs - oder Anregungsmittel. Denn Wollust und Orgasmusfreuden für Männlein und Weiblein will man zwar in Aussicht stellen, aber mit der Produktbeschreibung auf keinen Fall garantieren. Was ist drin, was ist dran an den industriell hergestellten Scharfmachern? Die Zeitung Öko-Test hat rezeptfreie Tropfen, Kapseln und Dragees einem "Härtetest" unterzogen, aber bei keinem der Mittel konnte eine sexuell anregende oder potenzfördernde Wirkung nachgewiesen werden.

Viele diese Rezepturen enthalten spanische Fliege oder aber altbewährte natürliche Stoffe wie Damiana, Yohimbin und Muira Puama, die nachweislich tonisierend und durchblutungsfördernd wirken. Allerdings ist die in den freiverkäuflichen Produkten enthaltene Dosierung viel zu niedrig, um eine effektive Wirkung zu garantieren. Denn die Dosis, die wirkt, ist nicht mehr ungefährlich. Ein abschreckendes Beispiel dafür ist die berühmte spanische Fliege. Der darin enthaltene Wirkstoff Chantharidin wird aus einem Käfer gewonnen und ist hochgiftig! Das, was in der Hitze des Gefechts als lustvolles Brennen und Glühen empfunden wird, ist in Wirklichkeit eine massive Reizung der Harn - und Geschlechtsorgane, die zu üblen Entzündungen und einer schmerzhaften Dauererektion führen kann. Eine Überdosis ist oft sogar tödlich, im Lauf der Jahrhunderte sind etliche unersättliche Liebhaber auf der Strecke geblieben. Auch das afrikanische Potenzholz Yohimbin wirkt erst ab einer gewissen Dosierung - Versuchsratten hatten danach bis zu 50 Erektionen in der Stunde. Der Effekt erklärt sich dadurch, dass Yohimbin auf das zentrale Nervensystem erregend wirkt und die Hautsensibilität stark verbessert. Die Reinsubstanz ist wegen möglicher Nebenwirkungen rezeptpflichtig. Die Rinde kann man aber ohne Rezept kaufen. Als wirksam gelten auch verschreibungspflichtige Präparate, die neben Yohimbin zusätzlich Atropin, Ephedrin und Strychnin enthalten.

Eine zweite Gruppe der frei verkäuflichen, industriell hergestellten Potenzmittel basiert auf chemischen Stoffen, die an den Genitalien direkt angreifen und teilweise schädliche Nebenwirkungen haben können. Dazu gehören örtliche Betäubungsmittel, die den Akt verlängern sollen und Reizstoffe wie Nikotinsäureester oder aber Präparate, die die Durchblutung fördern.

Viele der traditionellen scharfen Geschütze früherer Zeiten sind von düsteren Geheimnissen umgeben. Die wichtigsten Zauberpflanzen im Mittelalter waren die Nachtschattengewächse - giftig, berauschend und von der Kirche als Hexenkräuter verflucht. Ihren Namen erhielten sie, weil die darin enthaltenen Alkaloide die Schimären der Nacht auf den Plan rufen. Anders ausgedrückt: Die giftigen Substanzen wirken psychedelisch oder halluzinogen, dass heißt, sie haben einen bewußtseinserweiternden Effekt oder rufen Sinnestäuschungen hervor. Die gewohnte Empfindungs - und Wahrnehmungsstrukturen brechen auf, plötzlich sind andere Erfahrungen möglich. Sofern der Betreffende es will, wirkt sich das auch im sexuellen Bereich aus. Aber wie gesagt, hier handelt es sich um giftige Substanzen mit entsprechenden Nebenwirkungen! Eine Verwendung ist aus diesem Grund in keinem Fall zu empfehlen!

Der berühmteste Liebeszauber war früher die Alraune. Schon in grauester Vorzeit wurde die Wurzel bei Fruchtbarkeitsritualen eingesetzt. Um die menschenähnliche Wurzel ranken sich viele Legenden. So wuchs sie angeblich dort, wo das Sperma eines Gehängten zu Boden gegangen war. Die Hexen mischten daraus - so die Überlieferung - zusammen mit anderen Ingredienzen Flugsalben, die sie sich mit einem Besenstiel oder einer Art Dildo auf die Genitalien applizierten, um anschließend zu wüsten Ausschreitungen durch die Lüfte zu reiten. Dieses "Abheben" deutet man heute als einen Rausch mit sexuellen Komponenten: Die Alkaloide der Alraune wirken gleichzeitig halluzinogen und einschläfernd. Erotische Phantasien, die aufgrund der halluzinogenen Wirkung womöglich auftreten, können im halbnarkotisierten Zustand enthemmend wirken.

Auch das giftige Bilsenkraut wird mit wilden sexuellen Exsessen in Verbindung gebracht. Im Mittelalter wurde in den Badehäusern Bilsenkrautsamen geräuchert, was die Sitten ganz erheblich lockerte.

Den ebenfalls giftigen Stechapfel findet man heute oft inkognito als dekorative Kübelpflanze auf Terassen und Balkonen. Schon allein der schwere, verführerische Duft der großen trompetenförmigen Blüten wirkt an lauen Sommerabenden aphrodisierend. Der harte Tobak sitz in den Samen und Blättern, die überall auf der Welt für magische und erotische Rituale benutzt werden und wurden.

In nicht christlichen Kulturen gelten Rauchdrogen wie Hanf, Opium und Koka als heilige Pflanzen und waren den Göttern geweiht. Ein rituell inszenierter Trip führte also geradewegs in die himmlischen Sphären. Wer, wie zum Beispiel die Schamanen, gelernt hatte, mit den psychoaktiven Pflanzen umzugehen, konnte verborgene Wirklichkeiten wahrnehmen und mit den Göttern in Kontakt treten. Sexuelle Wollust war dabei kein Hindernis, da der Liebesakt als heilig und geradewegs zur Erleuchtung führend galt.

Der Hanf hat sich in Indien seit 5000 Jahren bewährt und wird von allen, die es wissen müssen, als das Aphrodisiakum schlechthin bezeichnet. Die Medizin ist nach ausführlichen wissenschaftlichen Untersuchungen zu der gleichen Erkenntnis gekommen. Cannabis senkt die Hemmschwelle, entspannt geistig und körperlich, ohne müde zu machen und eröffnet für die sinnlichen Freuden neue Horizonte. In Deutschland, Östereich und der Schweiz ist die Einnahme gesetzlich verboten. Die Hanfpflanze ist in Indien dem Gott Shiva geweiht, der sie auch als erster ausprobiert haben soll: Der Gott, welcher mit der Göttin Parvati verheiratet war, ging ständig fremd, was der Gattin gar nicht passte. Auf der Suche nach einem Liebesmittel fand sie die Hanfpflanze, deren weibliche Blüte sie dem Göttergatten zu rauchen gab. Der eheliche Sex war damit auf einmal so gut, dass Shiva von da an lieber zu Hause blieb und mit seiner Frau kiffte. Da er ein gütiger Gott war, schenkte er die Hanfpflanze den Menschen, damit auch deren ehelichen Freuden einen göttlich Touch bekamen...

Nicht nur die Natur hat Liebesdrogen hervorgebracht. In unserem Jahrundert wurden einige Scharfmacher auch im Labor gemixt. Der Veteran unter den synthetischen Drogen ist das LSD, dessen psychedelische und aphrodisierende Wirkung besonders die Blumenkinder und Hippis schätzten. Etwa zur gleichen Zeit wurde es Mode, mit Appetitzüglern Abwechslung ins Liebesleben zu bringen. Von den darin enthaltenen Amphetaminen - auch "Speed" genannt - versprach man sich opulente Sinnesfreuden. Die Abkömmlinge des Amphetamins sind die "Love-Drugs" der 70er Jahre wie Ecstasy, eine Designerdroge, die libidoverstärkend wirkt und vor allem euphorisch und wach macht, aber auch gesundheitsschädliche Nebenwirkungen haben kann.

Aus den High-Tech-Laboren der Neurobiologen kommen in regelmäßigen Abständen frohe Botschaften in Sachen Liebe. Zum Beispiel machte die sogenannte Potenzwunderpille Viagra Schlagzeilen. Der darin enthaltene Wirkstoff Sildenafil soll müde Anhängsel zuverlässig auf Vordermann bringen, indem die Substanz gezielt in das Wechselspiel der Hormone und Entzyme eingreift.

Aber auch die körpereigenen Hormone werden als natürlicher Lustförderer entdeckt. Für viel Wirbel und große Erwartungen sorgte vor einigen Jahren das Molekül DHEA, dass bei der Frau die Libido, beim Mann die Erektion beeinflußt. Auch das Orgasmushormon Oxydoxin beschäftigt Legionen von Forschern - der Superorgasmus aus dem Labor scheint in greifbare Nähe zu rücken. Vielleicht befreit uns eine kleine Gabe Oxydoxin sogar eines Tages von den körperlichen Anstrengungen, die bisher mit der Liebe verbunden sind ( :-/ ).

Der kritische Punkt ist bei den neuen Liebesmitteln wie bei den traditionellen pflanzlichen Drogen das nicht kalkulierbare Risiko gefährlicher Nebenwirkungen. Die gewünschte Wirkung erzielen die scharfen Geschütze mehr oder weniger alle - die Frage ist nur, ob es sich lohnt, dafür die Gesundheit auf`s Spiel zu setzen oder sich von einem Suchtmittel abhängig zu machen (*natürlich lohnt sich das nicht!! ).

 

 

Tiere

 

"Die Liebe ist eine Himmelsmacht." - davon können nicht nur die Schlagersänger ein Lied singen, sondern auch Tiere, die für den männlichen Potenzwahn ihr Leben lassen müssen. Allen voran das Rhinozeros. Die Dickhäuter sind heute beinahe ausgerottet, weil der Nashornbulle seit Urzeiten den Neid seiner menschlichen Geschlechtsgenossen auf sich gezogen hat. Er kann sein Weibchen nämlich bis zu 3 Stunden am Stück beglücken. Die zwingende männliche Logik kam zu dem Schluß, dass das an dem steilaufgerichtetem Horn liegt, dass die Tiere auf der Nase tragen. Nach dem Motte " das will ich auch", werden die Bullen auch heute noch getötet, dass Horn pulverisiert und dann geschluckt.

Überall auf der Welt sind jeweils die Tiere als Rohstoff für Potenzmittel besonders begehrt, deren Sexualverhalten besonders potent, wild und brünstig erscheint. Wenn "Mann" sich deren Fortpflanzungsorgane einverleibt, soll sich die Kraft auf den Konsumenten übertragen. Ähnlich wie bei den Gemüsen und Früchten handelt es sich aber auch dabei um eine Art magischen Sympathieglauben. Der deutsche Naturphilosoph Agrippa von Nettesheim beschrieb das im 16. Jahrhundert so: Um Liebeskraft zu erzeigen, "müssen wir diejenigen Teile oder Gegenstände aufsuchen, denen eine solche Eigenschaft in hohem Maße innewohnt. Und von denen müssen wir den Teil nehmen, worin die verlangte Eigenschaft oder Kraft am meisten tätig ist. Dahin gehören die Tauben, der Sperling, die Schwalbe, die Bachstelze. Von diesen Tieren müssen wir die Glieder oder Teile nehmen, in denen hauptsächlich der Liebestrieb herrscht. Solche Teile sind das Herz, die Hoden, die Gebärmutter, das männliche Glied, der Samen, das Blut."

Bei den Römern war es Mode, sämtliche Genitalien von allen möglichen Tieren zu verspeisen, nicht nur die Hoden, sondern auch den Penis und die Gebärmutter. In puncto Aphrodisiaka haben es die alten Römer in ihrer sprichwörtlichen Dekadenz allerdings maßlos übertrieben. So wird von einigen prominenten Persönlichkeiten berichtet, dass sie beim herumexperimentieren mit hochgiftigen Liebestränken umkamen. Als sich die Todesfälle häuften, wurde der professionelle Umgang mit Liebeszauber streng bestraft.

Die Hoden von Stier, Büffel, Robben und Ziegenbock gehören nach wie vor zu den Klassikern der archaisch-machoiden Liebesküche. Wie eine amerikanische Zeitschrift berichtete, hat ein kanadisches Unternehmen innerhalb eines Jahres 50.000 tote Robben nach China geliefert. Die gefragtesten Teile der Tiere waren die Genitalien, sie wurden vier mal so teuer verkauft wie das Fell. In Ostasien wird der Tiger - ebenfalls vom Aussterben bedroht - für hochbegehrte Aphrodisiaka gejagt. In Taiwan sollen Fanatiker für eine Suppe aus Tigerpenis angeblich 350 US-Dollar zahlen. Dort steht auch Schlangenblut hoch im Kurs. Das Blut wird aber nicht etwa als Konserve gehandelt, sondern es muß frisch sein und von einer Giftschlange stammen. In Malaysia kursieren Tipps mit Adressen von Spezialrestaurants, wo man zur Stärkung der Liebeskraft einer lebendigen Schlange das Blut direkt aus dem Leib lutscht.

Spatzen und Tauben begleiten als Liebesvögel Aphrodite auf den Weg durch das alte Griechenland. Weil die Tierchen häufig kopulieren, sind auch sie zu Liebesmitteln verarbeitet worden. Vom Spatz reichte das Hirn, die Taube wurde gekocht oder gebraten. Schwalbennester sind heute noch in China ein teuer bezahltes Aphrodisiakum. Der Speichel, mit dem die Vögel das Nest zusammenkleben, soll höchste Liebesfreuden bescheren. Tatsächlich enthalten die Nester eine hohe Konzentration an Phosphor.

Die Aufzählung der Liebesmittel aus dem Tierreich läßt sich beliebig forsetzen: Hahnenkämme, Seepferdchen, Kamelmilch, Hirschgeweihe - jede Kultur hat ihre eigenen Spezialitäten. Das diese Mittel tatsächlich wirken oder gewirkt haben, ist gar nicht so abwegig. Immerhin kennen wir heute den sogenannten Placeboeffekt: Bei wissenschaftlichen Studien hat man festgestellt, dass ein Scheinmedikament ohne Wirkstoffe die gleiche Wirkung haben kann, wie das richtige Medikament, ganz einfach deshalb, weil die Testperson von der Wirksamkeit des Placebos überzeugt ist...


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